24.04.2020

Pandemie und Klimawandel. Die Krise in der Krise.

April 2020. Ein Monat und ein Jahr an den und an das wir uns noch lange erinnern werden. Denn aktuell ist wenig so, wie wir es kannten. Eine Pandemie hat uns in Beschlag genommen. Wir sorgen uns, versuchen uns solidarisch zu zeigen, nehmen Rücksicht auf Diejenigen, die ein solcher Virus am schlimmsten treffen könnte. Wir sind vorsichtig und das ist gut so.

Gleichzeitig zeigt sich der April von seiner wärmsten Seite – die Zeit, die wir draußen verbringen dürfen, nehmen wir gerne in Anspruch. Wir spazieren, wir radeln, wir essen Eis, wir haben den ersten kleinen Sonnenbrand. Ein Grund zur Freude, oder?

Aber auch das: Wir wässern jeden Tag den Garten, stellen schon jetzt wieder Wasserschalen für Vögel und Insekten auf. Wir warten auf Regen, der nicht kommt. Es brennt in NRW. Erste Nachrichten fragen: Kommt 2020 die nächste Dürre? Die Klimakrise ist da, wir sind mittendrin – mitten in der großen Krise, die nun von einer weiteren Krise ein wenig ins Abseits gedrängt wird. Und dass beide Krisen auch in einem Zusammenhang stehen – weil sie gewissermaßen beide Ergebnisse unseres Lebensstils sind, darauf weisen nun vermehrt Medien aber auch Politikerinnen hin.

Oft liest man dieser Tage, von einem „Zurück zur Normalität“ nach der Pandemie – aber: zu welcher „Normalität“ wollen wir zurück? Oft liest man von „System relevanten“ Branchen, Menschen, Umständen – aber: relevant für welches System?

Eigentlich ist uns allen längst klar: das „System“, an dem wir so dringend festhalten, ist kaputt, steckt in einer tiefen Krise. Die „Normalität“, zu der wir so dringend zurückwollen, muss nicht so sein, wie sie war. So wie es war muss (und kann) es nicht bleiben – eine andere Welt ist denkbar! Krisen – und dazu gehören sowohl die aktuelle Pandemie als auch die Klimakrise – treffen die Ärmsten und Schwächsten immer am meisten. Wem es vorher schon schlecht ging, dem geht es jetzt noch schlechter. Die einen sitzen die Krise auf dem Rücken der anderen aus. Aber muss das so sein? Wir merken aktuell, dass wir uns einschränken können, wenn wir müssen und wollen. Wir können uns anpassen. Wir können solidarisch sein, teilen, an Andere denken. Wir können weniger konsumieren. Wir merken, dass Politik Entscheidungen treffen und Gesetze ändern kann, wenn nötig. Wir merken, dass Wissenschaft Gehör findet, wenn man nur zuhören möchte. Warum fällt das bei der einen Krise so leicht und bei der anderen Krise so schwer?

Klar, der momentane IST-Zustand kann so nicht bleiben. Wir brauchen soziale Kontakte, wir brauchen unsere Familien und Freunde. All das können wir, auch wenn wir gegen die Klimakrise kämpfen. Wir müssten nicht darauf verzichten. Wir dürften den 80. Geburtstag der Großmutter feiern, nach Feierabend mit Freunden in den Biergarten, ins Restaurant und ins Museum, mit unseren Kindern auf den Spielplatz – wir können ein tolles, erfülltes Leben führen. Einschränken müssten wir uns, ja. Wir müssen unseren Konsum überdenken, unsere Ernährung anpassen, vielleicht eher das Umland als das andere Ende der Welt erkunden, anders heizen, anders fahren, anders leben. Wir müssen lernen mit dem auszukommen, das uns zusteht und nicht immer wieder auf Kosten anderer zu leben. Klingt schwer? Das ist weitaus weniger als der Verzicht, in dem wir uns grade üben. Viel weniger, viel einfacher. Warum tun wir uns damit so schwer?

Heute (24.04.) wären viele wieder mit den Fridays for Future-Gruppen auf die Straßen gegangen zum „Globalen Klimstreik“. Wir wären erneut unter unserem Solawi-Banner mitgelaufen. Das geht nun nicht, zumindest nicht in großer Truppe auf den Straßen. Das heißt aber nicht, dass wir nicht streiken dürfen, nicht laut sein dürfen und müssen. Wir müssen uns nun mehr denn je einsetzen für das, woran wir glauben. Müssen Mut machen, andere Wege zu gehen und eine andere Welt für alle zu ermöglichen. Von Zuhause aus. Die FFF rufen zum #NetzstreikFürsKlima auf – und wir machen mit!

Wir leisten mit unserer Solawi unseren kleinen Teil zur Agrarwende, die wir so dringend brauchen, wenn wir die Klimakrise aufhalten wollen. Die industrielle Landwirtschaft leistet mit ihren riesigen Monokulturen, Agrarfabriken und durch den immensen Einsatz von chemischen Pestiziden und zu viel Gülle einen wesentlichen Beitrag zur Klimakrise. Auf der anderen Seite leiden kleinbäuerliche Betriebe weltweit, sie sterben aus, können der ewigen „wachse oder weiche“-Mentalität nicht mehr standhalten. Wir exportieren Lebensmittel, anstatt sie selber zu konsumieren. Wir importieren Lebensmittel, anstatt sie selber anzubauen – und nehmen damit den Menschen in anderen Ländern die Lebensgrundlage. Wir schmeißen Lebensmittel weg, weil sie nicht groß/klein/dick/dünn/sauber/rund/eckig genug sind, während andere hungern. Das wollen wir ändern, dagegen kämpfen wir an, dafür setzen wir uns ein!

Macht mit, seid mutig und laut, setzte euch ein für das, woran ihr glaubt! Veränderung ist möglich – und gar nicht schwer – wir müssen nur anfangen!

#Netzstreikklima