30.07.2020

Corona und Solawi: unser Umgang mit Verschwörungstheorien und rechten Tendenzen

Die aktuelle Lage und das ganze Jahr 2020 stellen uns vor vielfältige Herausforderungen. In unserer Solawi wollten wir uns eigentlich hauptsächlich mit dem Anbau und der Versorgung mit leckerem Gemüse sowie der Transformation der Gärtnerei am Heilmannshof - dem Ausscheiden von Ralf zum Ende des Jahres und der neuen Betriebsgründung von Malte - beschäftigen.

Persönlich und auch in der Solawi haben wir es aktuell aber mit durchaus weitergehenden Herausforderungen zu tun. Die weltweite COVID-19-Pandemie und die daraus folgende sogenannte „Coronakrise“ trifft viele Branchen und Personen ganz massiv. Persönliche und geschäftliche Existenzen und Lebensweisen sind durch diverse Maßnahmen und Einschränkungen völlig aus den Fugen geraten oder in ihrem Fortbestand bedroht. Unsere Anteilnahme gilt vor allem auch Denjenigen, die liebe Bekannte oder Verwandte durch die Erkrankung an COVID-19 verloren oder die selbst erkrankt sind und noch mit den körperlichen Folgen zu kämpfen haben.

Unsere Krefelder Solawi ist bislang sehr gut durch diese Krise gekommen. Vereinzelte Aussagen von Mitgliedern haben gezeigt, dass die Versorgung mit Gemüse durch die Solawi so ziemlich das Einzige war, dass in der sich teils täglich verändernden Welt beständig geblieben ist und einen wichtigen Ankerpunkt gebildet hat. An dieser Stelle möchten wir auch noch einmal darauf aufmerksam machen, dass wir immer noch ein Budget zur Verfügung haben, um Ernteteiler*innen finanziell durch Stundung und Erlass von Beiträgen zu unterstützen, wenn diese durch die Coronakrise in finanzielle Engpässe geraten sind!

Andererseits müssen wir leider berichten, dass uns in den letzten Tagen und Wochen Aussagen, aber auch geteilte Beiträge – oft in Bezug auf die Maßnahmen und den Umgang mit der Corona-Pandemie – in sozialen Medien von einigen Mitgliedern aufgefallen sind oder an uns herangetragen wurden, die aus unserer Sicht zumindest kritisch zu betrachten sind. Teile der Aussagen oder der ursprünglichen Autor*innen der geteilten Beiträge haben Verbindungen und Hintergründe in rechtsextremen, rassistischen oder antisemitischen Milieus und werden von uns entsprechend deutlich zurückgewiesen.

Wir stehen fest hinter dem Recht auf freie Meinungsäußerung, wie es das Grundgesetz ermöglicht, möchten aber auch auf die Schranken der freien Meinungsäußerung hinweisen, die sich zum Beispiel bei Straftatbeständen wie Beleidigungen, Holocaustleugnung oder Volksverhetzung ergeben.

Wie anfangs erwähnt, möchten wir uns in der Solawi hauptsächlich mit dem Anbau und der Versorgung mit Gemüse und anderen Lebensmitteln beschäftigen. Allerdings müssen wir in diesem speziellen Fall noch einmal besonders auf unsere Vereinssatzung und den dort enthaltenen § 11 hinweisen, in dem wir als Verein „rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen und anderen diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen entscheiden entgegen“ treten. Insofern möchten wir euch alle dazu auffordern, Beiträge in sozialen Netzwerken immer kritisch zu betrachten und nicht blind zu teilen. Die Auseinandersetzung mit dem Ursprung der Beiträge und auch ihrer ursprünglichen Autor*innen hilft, diese einzuordnen und eventuell auf ein Teilen der Beiträge zu verzichten, so richtig die getätigten Aussagen im ersten Moment auch sind oder scheinen mögen.

Unsere Solawi soll allen Menschen gegenüber offen sein und steht daher für eine weltoffene, inklusive und – im besten Wortsinn der Solawi – eine solidarische Ausrichtung.

P.S. Auch das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft, in dem wir Mitglied sind, beobachtet Ähnliches und die im Netzwerk verankerte Arbeitsgruppe Rechte Tendenzen hat daher eine Stellungnahme herausgegeben, die ihr hier nachlesen könnt.